Satire, Lieder und Gespräche

An zwei Wochenenden im Juli findet das Büchnerland-Festival statt

Peter Brunner, Christian Suhr und Werner Schmidt bei der Programmvorstellung des Büchnerland-Festivals.
Zur Eröffnung am Freitag, 5. Juli spielt ab 18 Uhr die Gruppe An Erminigh keltische Musik aus der Bretagne. (Foto: An Erminigh)
Kabarettist Thomas Freitag kommt mit einem besonderen Programm nach Riedstadt. (Foto: Pepijin Vlasman)

Bereits zum vierten Mal findet in der Büchnerstadt Riedstadt das Büchnerland-Festival statt. Im Pressegespräch stellten der Vorsitzende des Vereins BüchnerFindetStatt Werner Schmidt, der künstlerische Leiter der BüchnerBühne Christian Suhr und Büchnerhausleiter Peter Brunner das vielfältige Programm für die zwei Wochenenden des 5. bis 7. Juli  und 12. bis 14. Juli vor.  

„Ganz wichtig ist uns, dass wir hier ein niederschwelliges Angebot haben und alle Veranstaltungen kostenlos anbieten können. Möglich ist das dank einer Projektförderung durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst“, erklärte Schmidt. Das erste Festival-Wochenende findet ganz in der Nähe der BüchnerBühne im lauschigen evangelischen Kirchgarten „Unter den Linden“ in Riedstadt-Leeheim statt, bei schlechtem Wetter dient die Kirche als Ausweich-Spielstätte. Am zweiten Wochenende zieht das Festival dann weiter zum Büchnerhaus, Weidstraße 9 in Riedstadt-Goddelau.    

Nach der Eröffnung mit einem Festakt am Freitag, 5. Juli um 17:30 Uhr spielt ab 18 Uhr das Trio „An Erminig“ keltische Musik aus der Bretagne. Die Musiker*innen verstehen sich als Botschafter für die keltische Musik und Sprache der Bretagne.

Angelehnt an die legendäre Berliner Satirezeitschrift „Kladderadatsch“, die im Revolutionsjahr 1848 gegründet wurde, feiert dann „Kladderadatsch – die Revoluzzer-Revue“ der BüchnerBühne um 20 Uhr Premiere. Das Theaterensemble lässt Ereignisse der Revolutionsjahre 1848 und 1849 in einem satirischen Reigen aus Liedern, Texten und Szenen Revue passieren. „Stellen Sie sich eine Crazy Show zu der Zeit um 1848 vor“ spielt Suhr auf die legendäre Revue der BüchnerBühne an, bei der nach dem verrückten Prinzip „80 Szenen in 80 Minuten“ eine präzise getaktete wilde Mischung aus Spielszenen und Liedvorträgen über die Bühne geht. „Wir möchten ein Gefühl dafür vermitteln, wie eng Freiheitsliebe und Satire zusammenhängen“, betont Suhr.  

Am Samstag, 6. Juli, steht um 17 Uhr eine szenische Lesung der „Flüchtlingsgespräche“ von Bertolt Brecht mit Oliver Kai Müller und Christian Suhr auf dem Programm. Brecht schrieb die Dialoge im Winter 1940/41 im finnischen Exil und lässt darin den Intellektuellen Ziffel und den Arbeiter Kalle im Hauptbahnhof von Helsinki sich über den Alltag der aus Deutschland Vertriebenen und die internationale Lage unterhalten. „Das ist kein belehrendes Stück mit dem Zeigefinger, sondern eines mit viel schwarzem Humor“, so der Theaterleiter. 

Um 20 Uhr übernimmt dann der Kabarettist Thomas Freitag. In einer einmaligen, extra für das BüchnerLand-Festival zusammengestellten „Demokratie-Werkstatt“ sichtet er mit dem Publikum 50 Jahre Republikgeschichte und fragt aus aktuellem Anlass „Sind wir noch zu retten?“ „Das klingt so ernst, ist aber definitiv Unterhaltung der Spitzenklasse“, wirbt Suhr.  

Der Sonntag, 7. Juli, startet um 11 Uhr mit Märchen aus aller Welt, die Oliver Kai Müller für Groß und Klein erzählt. Im Anschluss spielt „Sir Andrew“ um 12:30 Uhr mit Pub Music unter freiem Himmel zum musikalischen Frühschoppen auf.  

Das zweite Festival-Wochenende beginnt am Büchnerhaus am Freitag, 12. Juli um 18 Uhr mit „Edith und Mina: Geschichte einer Freundschaft“. Jürgen Flügge, Regisseur, Dramaturg und Gründer des Hof-Theaters Tromm in Grassellenbach, erzählt in einer szenischen Lesung über einen Teil seiner eigenen Familiengeschichte. Denn Flügge fand eines Tages auf dem Speicher einen alten Koffer mit Briefen und Postkarten seiner Mutter Mina aus der Zeit von 1934 bis in die 50er Jahre. Viele davon stammten von ihrer Freundin Edith und ihrer jüdischen Familie und erzählen von einer Freundschaft, die dem nationalsozialistischen Alltag zu entfliehen versuchte.  

Die Grundidee des Büchnerland-Festivals steht am Samstagnachmittag, 13. Juni im Mittelpunkt. Will das Festival doch deutlich machen, wo überall Georg Büchner und seine Familie Spuren hinterlassen haben. Ganz besonders gilt das für Butzbach, wo Friedrich Ludwig Weidig als Lehrer und Theologe wirkte und gemeinsam mit Georg Büchner die Flugschrift „Der Hessische Landbote“ verfasste. Um 15 Uhr wollen in einem Gespräch die beiden Bürgermeister Michael Merle (Butzbach) und Marcus Kretschmann (Riedstadt) die fruchtbare Zusammenarbeit beider Orte und aktuelle Projekte vorstellen. Moderiert wird das Gespräch von der Pressesprecherin der Büchnerstadt Anke Mosch.

Ab 19 Uhr wird das Bremer Quartett „Die Grenzgänger“ Lieder aus der Zeit um 1848 spielen.  

Zum Festivalabschluss lädt BüchnerFindetStatt am Sonntag, 14. Juli um 15 Uhr (Einlass 14 Uhr) erneut zu einem Republikanischen Café ein. Bei der Premiere im letzten Jahr waren Bascha Mika und Gregor Gysi die Gäste. In diesem Jahr diskutieren bei einer sommerlichen Kaffee- und Kuchenrunde die Publizisten Barbara Sichtermann und Heribert Prantl mit dem Publikum über das Thema „Demokratie verteidigen! Über Verbündete und Brandmauern, Gemeinsamkeiten und Abgrenzungen.“ Das Gespräch wird von Johannes Breckner moderiert.