Freigeister und Friedenstauben

Kinder der Kita Pfiffikus erleben einen ereignisreichen MINT-Machtag am MINT-Zentrum Groß-Gerau

Romeo schafft es nur mit Hilfe von sechs Knöpfen, ein Element in den richtigen Becher zu befördern.
Die Kitakinder wurden im MINT-Zentrum von Rainer Trautmann und der Leiterin der Beruflichen Schulen Sabine Kämpf begrüßt
David navigiert seinen Roboter an Hindernissen vorbei.
Mudassar steuert den Roboter mit dem Rücken zum Tisch auf einem Weg, den Hamza (li) ihm nennt.
Olga Kyshka zeigt den Kindern, wie sie mit einem 3-D-Stift Friedenstauben herstellen können. Mit am Tisch Erzieherin Patrizia Bludau.

So ein Anblick erleben die Beruflichen Schulen Groß-Gerau auch nicht alle Tage: Da steht eine Schar Kindergartenkinder vor dem Haupteingang, wedelt fröhlich mit blauen Geisterfiguren am Stab und stimmt das „Freigeist-Lied“ an. Eine solche Begrüßung begeistert nicht nur Rainer Trautmann, sondern auch die zufällig vorbeikommenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Beruflichen Schulen.  

Trautmann holt die Kitakinder der Kita Pfiffikus aus Riedstadt-Goddelau in seiner Funktion als Ansprechpartner für das MINT-Zentrum ab. Dieses ist den Beruflichen Schulen angegliedert. Denn die Forschergruppe aus angehenden Schulkindern der Kita Pfiffikus ist mit den Erzieherinnen Stefanie Müller und Patrizia Bludau zum bundesweiten „MINT-Machtag“ zum MINT-Zentrum gekommen, um hier unter dem Motto des Aktionstages „Entdecken, Forschen, Freisein!“ nach Herzenslust zu experimentieren und zu forschen.  

Es ist der mittlerweile vierte Besuch einer Forschergruppe der Kita Pfiffikus in dem Zentrum, das zum Netzwerk der MINT-Region Südhessen gehört, initiiert von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein Main. Dank des großen Engagements insbesondere von Erzieherin Stefanie Müller wurde die Kita Pfiffikus vor drei Jahren erstmals als „Haus der kleinen Forscher“ ausgezeichnet. Anfang dieses Jahres erfolgte die Rezertifizierung unter dem neuen Namen als „Haus, in dem Kinder forschen“. Seit der Erstzertifizierung kooperiert die Kita mit dem MINT-Zentrum, das ein offenes Bildungsangebot für Kinder und Jugendliche im Kreis Groß-Gerau ist, um sich hier mit den Fachrichtungen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu beschäftigen.  

Im letzten Jahr hatten die Kitakinder am bundesweiten Aktionstag zum Thema Weltall experimentiert, nun steht das Thema „Freisein“ an. Dafür haben sie nicht nur vorab mit Erzieherin Müller die Freigeist-Figuren gebastelt und das Freigeist-Lied geübt, sondern auch auf ein Plakat gemalt, was ihnen unter dem Begriff einfällt – in Worte gefasst von ihrer Erzieherin. „Frei sein wie die Sonne“ ist da zu lesen „fliegen“ zu einem Vogel und zu der Zeichnung eines Tunnels heißt es „Hinfahren, wo man möchte“. Das freut Trautmann und sein Team, deckt es sich doch mit ihren Überlegungen, wie sie bei der Einführung erklären, zu der auch die Leiterin der Beruflichen Schulen Sabine Kämpf vorbeigekommen ist.  

Denn Hinfahren, wohin man möchte und Vögel als Freiheitssymbol spielen an diesem Forscher-Vormittag eine zentrale Rolle. Die beiden Informatikstudenten Okan Celikkol und David Lerch kennen die jungen Nachwuchsforschenden noch vom Besuch des MINT-Zentrums in der Kita Pfiffikus im April. Waren dort die Wege von Robotern noch vorgegeben, gibt es nun mehrere Möglichkeiten, zum Ziel zu kommen, erklärt Okan. Benny und David versuchen sich als erstes an dem Parcours mit verschiedenen Hindernissen auf unterschiedlichen Wegen. Beide wählen nicht den Weg, an dem vor- und zurückfahrende Roboter nur selten eine Lücke zum Durchfahren lassen. David steuert seinen Roboter lieber durch eine Hindernisstrecke mit Bechern, die nicht umgefahren werden dürfen. Benny wählt dagegen die Strecke, auf der Würfel in die zugehörigen Felder verschoben werden müssen, bevor es weitergehen kann. Am Schluss bringen beide geschickt Becher zum Umkippen, bis schließlich die Taube befreit ist, die unter einem der Gefäße gefangen war.  

Eine Station weiter  schafft es Oscar, mit einer Roboter-Schleuder eine Becherwand zum Einsturz zu bringen. An einem benachbarten Tisch versucht Romeo erfolgreich, nur durch Steuerung mithilfe von sechs Knöpfen, mit einem Roboter sechs Elemente in die dazugehörigen Becher zu befördern. Auch hier gibt es wieder mehrere Möglichkeiten, zum Ziel zu kommen.  

In einem anderen Raum suchen Hamza und Mudassar, mit vereinten Kräften einen Weg durch ein Labyrinth. Informatikstudent David Lerch hat ihnen eine echte Knobelaufgabe gestellt: Mudassar steht mit dem Rücken zu einem Tisch, auf dem das Labyrinth aufgebaut ist, und bedient in Blindfahrt die Fernbedienung für einen Roboter, der unfallfrei ein Ziel im Gänge-Wirrwarr erreichen soll. Das kann nur mit Hilfe von Hamza gelingen, der Mudassar mit Links-Rechts-Geradeaus-Befehlen die Augen ersetzt. Groß ist der Jubel, wenn wieder eine Biegung geschafft ist, ohne gegen Wände zu rumsen.  

Im 3-D-Druck-Raum des MINT-Zentrums zeigt Ingenieurin Olga Kyshka, neben Trautmann und Holger Hansen eine weitere Ansprechperson des Zentrums, den Kindern der dritten Kitagruppe, wie sie mit 3-D-Stiften Friedenstauben gestalten können. Am Ende eines ereignisreichen MINT-Machtages verabschieden sich die Kitakinder, fröhlich mit ihren Freigeist-Figuren winkend.